von Wegen und Winden
„Mach dieses und jenes und auch das noch und versuche es soundso – weißt du eigentlich, wie viel Aufwand all das ist und wie viel Zeit es dazu braucht und dass es im einundzwanzigsten Jahrhundert ziemlich viele Dinge zu erledigen gibt, die sich außerhalb deines Spielraums ergeben?“
Weiß sie natürlich nicht, die
Artemisia. Wie auch? Ich hab ja auch keine Ahnung von ihrem Leben.
Davon wie es ist, als Pflanze zu inkarnieren und sich als
Minifutzi-Samenkorn durch die Erdreiche zu quälen, bis man endlich
auf etwas Sonne und Regen und Wind trifft, um das Keimen einzuläuten,
in der Hoffnung, zu werden.
Sie weiß es nicht aus eigener
Erfahrung. Und vermutlich ist es ihr auch relativ egal, was ich als
Mensch heutzutage alles zu erledigen, zu leisten habe. Sie blüht.
Nach langem Sichausdererdewurschteln blüht sie. Also mittlerweile
blüht sie ab, bildet Samen aus, die ich – so hat sie mir geraten –
sammeln soll, um mich dann an den Versuch einer Vermehrung zu wagen.
Einen Stängel hab ich stehen lassen, da darf sie selbst versuchen,
sich mehr Raum zu nehmen als bisher. Ich werd sie etwas unterstützen,
mit frischer Erde und leichtem Kräuter-Dung, und meinen Fokus
derweil wieder auf die Ausarbeitung eines E-Book lenken, das sich als
nächster Schritt in der Arbeit mit dem Traumbeutel ergab.
Sie lief ganz gut. Eigentlich. Ich hab sie auf die Zeit außerhalb der Nachtruhe verlegt, weil diese durch den Beutel doch etwas gestört wurde. Zu viele Informationen haben sich ergeben und ich war ständig mit Aufstehen, Niederschreiben, wieder Einschlafen beschäftigt – was nun wirklich nichts mit Ruhe zu tun hatte.
Für die Arbeit mit dem Beutel, der Artemisia und meiner Intention habe ich die frühen Morgenstunden gewählt und siehe da: hilfreiche Botschaften über meine nächsten Schritte erhalten und darüber, wie ich sie verwirklichen kann. Diesem Pfad folge ich nun mit der Ausarbeitung eines E-Book. Es ist nicht ganz leicht, sich ausreichend Zeit dafür zu nehmen, neben all den Do’s und Pflichten des alltäglichen Lebens. Aber vermutlich ist es wieder einmal wichtig, sich überhaupt auf den Weg zu begeben. Bisher mag ich die einzelnen Etappen, die mir in der Innenschau gezeigt wurden. Und ich mag die Vorbereitungsphase, in der ich mich momentan befinde und die Schritte, die sich bereits jetzt zeigen. Einige überfordern mich schon jetzt, wenn ich nur daran denke und gleichzeitig bin ich bemüht, mich nicht in der Vielfalt und Fülle seiner Ganzheit zu verlieren, sondern einen Schritt nach dem anderen zu gehen und zu schauen, wohin mich all das führt.
„Mach dieses und jenes und auch das noch und versuche, … – weißt du eigentlich, wie viel Aufwand all das ist und wie viel Zeit es dazu braucht und dass es im einundzwanzigsten Jahrhundert ziemlich viele Dinge zu erledigen gibt, die sich außerhalb deines Spielraums ergeben?“
Und wieder nickt sie, angefacht vom Nordwind, der bereits den halben Tag über das Grundstück braust. Er soll der Wind der Veränderung sein, so hab ich es gelesen, soll vom Vergehen säuseln und hinderliche Gedanken mit sich nehmen können – sofern wir bereit sind, sie abzugeben.
„Du weißt, dass der Weg, den du mir zeigst, gut und gern ein Jahr in Anspruch nehmen könnte?“
„Eins und einen Tag, wenn du willst, und auch in ein paar Monaten ist es möglich. Ganz, wie es dir beliebt.“
„Wenn du es sagst, dann klingt es einfach und leicht und machbar.“
„Und wenn du es sagst?“
„ … ich werde mich in den Nordwind stellen! Und wenn er dreht, komm ich mit meiner Antwort wieder.“